Ecki ist Motorradfahrer mit Leib und Seele. Deshalb fährt seine Frau auch Motorrad und mittlerweile
auch sein Sohn Jones. Die drei fahren gern auch mal zusammen auf Treffen oder zu Freunden oder
einfach nur mal am Wochenende. Doch Ecki wollte mehr und auch mal so`n Vater-Sohn -Ding
machen. Also überlegte er sich, dass er doch mal mit dem Sohnemann auf den Motorrädern an´s
Nordkap fahren könnte. Wenn man durch Skandinavien fährt und nicht gerade im Zelt schlafen
möchte, bieten sich die beliebten „Hytta“ an. Da diese meistens für vier Leute ausgelegt sind und die
Kosten pro Nase sinken, wenn man sie durch mehrere Leute teilt, wurden Matze und Stefan gefragt,
ob sie nicht Lust hätten…. Ohne Bedenkzeit kam zweimal „JA!!!!“. Vier Leute komplett – perfekt. Als
Ecki im Freundeskreis davon erzählte, kam die Anfrage von Steffen und als der dann nicht locker ließ,
und fünf eine blöde Anzahl für so eine Tour ist, wurde kurzerhand noch ein Arbeitskollege von Matze
gefragt und Velten überlegte nicht lange…. So, nun aber Gruppe komplett. Ecki, Jones, Matze, Stefan,
Velten und Steffen. Ecki plante die Tour, buchte die Übernachtungen und die Fähren. Im November
2021 traf sich die Gruppe dann zur Vorbesprechung bei Ecki. Es wurde diskutiert und Bier getrunken,
verteilt wer was mitnimmt und Whisky getrunken, über den Ablauf gesprochen und Bier getrunken,
über die eventuelle Zimmeraufteilung gesprochen und Bier und Whisky getrunken usw. Matze wurde
zum Kassenwart berufen und Ecki als „Vortänzer“. Steffen bekam den Auftrag T-Shirt und Aufkleber
anzufertigen. Die Mitschrift des Abends konnte am nächsten Morgen keiner mehr lesen und musste
von Matze übersetzt und per Whatsapp verteilt werden. In der Folgezeit füllte sich die Whatsapp-
Gruppe mit den unterschiedlichsten Nachrichten, Die Handprotektoren sollten für Schlechtwetter
gepimt werden, neue Reifen wurden montiert, ein Fahrsicherheitstraining wurde gebucht, die
Verkehrslage in Norwegen wurde im Auge behalten und später wurden die Einkaufserfolge der
Bevorratung geteilt. Je Fünf Kg Nudeln und Kaffee, fünf Dosen „dicke Sauerländer“, fünf Dosen Brot,
3,6 Kg Soljanka in Dosen, je 2,4Kg Kesselgulasch, Erbsensuppe und Linsensuppe in Dosen,3 Gläser
selbstgemachte Marmelade, mehrere Paletten Dosenbier und noch vieles mehr sollte in den Koffern
der „Moppeds“ verschwinden. Ecki postete bis zum Schluß die ausgearbeiteten und/oder
veränderten Routen und Übernachtungsbuchungen.

So verging die Zeit recht schnell und dann ging es los.

Tag 1 03.06.2022 Hagen – Dobbertin ca. 490km
Die Abfahrt war zu um 9.00Uhr bei Ecki geplant. Velten war schon am Abend vorher zu Matze
gefahren und von dort kam um 7.56Uhr die Nachricht „Frühstück schmeckt“. Um 9.05Uhr postete
Ecki, „jetzt geht’s los“ – Koffer noch offen und das Tour-T-Shirt noch nicht eingepackt. Stefan kam
wohl so halbwegs pünktlich, hatte aber die Butter vergessen, die ihm seine Susanne jetzt noch
hinterher brachte – Diese Tour startete also mal wieder etwas verspätet. Aber der Tag war ja noch
nicht zu Ende…. Um 13.24Uhr Nachricht von Stefan „Tour-T-Shirt vergessen“ – Naja, Steffen`s
Tochter hatte Zeit und plotterte schnell die Schriftzüge und Logo`s für ein neues Shirt. Als die Gruppe
gegen 16.30Uhr im beschaulichen Dobbertin eintraf, war das neue Shirt fertig und Stefan wieder
glücklich.

Abends dann lecker Grillen, Bier, Feuerschale und Moonshiner – Tag gerettet.

Tag 2 04.06. 2022 Dobbertin – Rostock Überseehafen 128km
Der nächste Tag beginnt sehr ruhig. Da die Fähre erst um19.00Uhr ablegt haben wir viel Zeit. Um
14.00Uhr sind Alle so nervös, dass wir beginnen uns vorzubereiten. Gegen 14.30Uhr ist Abfahrt.
Vorher noch ein Gruppenfoto mit dem Titel “da waren Sie noch Freunde“ und Abflug. Als
„Eingeborener“ fährt Steffen vorweg und fährt abseits der Hauptstraßen und Autobahn Richtung
Hinrichshagen zur Aufnahme von leckeren Fischbrötchen. Auch wenn die Spritpreise hoch sind,
tanken Alle nochmal voll. Wie wir später im Urlaub noch schmerzhaft feststellen müssen, ist
Skandinavien deutlich teurer. 2,50€ bis 2,60€ sind dann normal und die Spitze sind 2,76€ pro Liter
Super – autsch!!!

An der Fähre angekommen ist das Tagesziel nach 128km erreicht – den Rest des Tages wird
„geschwommen“. In der Fähre müssen die Moppeds verzurrt werden, die Klamotten für die Fähre
ausgepackt werden und die Kajüten gesucht und bezogen werden. Frisch umgezogen wartet Matze
schon auf Deck 8 an der Bar auf alle anderen – mit einem Sixpack eisgekühlten Carlsberg in den
Händen. Zum Abendessen gibt`s mitgebrachte Bouletten, Dosenbrot, Salami und Käse, von jedem
eine Runde kaltes Carlsberg und irgendwelche Obstbrände sind wohl auch dabei. Der Abend wird
lang…

Tag 3 05.06.2022 Fährhafen Nynäshamn – Gullvik Havsbad 600km
Das Frühstück an Bord wird dann von fast Allen wegen persönlicher Unpässlichkeit ausgelassen und
man trifft sich erst zum Mittag im Bordrestaurant auf eine Portion Köttbullar…
Pünktlich um 13.30Uhr legt die Fähre im Hafen von Nynäshamn an und 10 Minuten später rollen wir
bei herrlichstem Sonnenschein von Bord. Da der schwedische Zoll nicht der schnellste ist, braten wir
weitere 40 Minuten in der prallen Sonne bei mehr als 22°C bevor wir ohne weitere Kontrolle das
Hafengelände Richtung Stockholm verlassen. In der schwedischen Hauptstadt stockt der Verkehr nur
ein wenig und wir kommen einigermaßen gut durch. 2 Tankstopps, 3 Pausen, ziemlich genau 600km
und 7,5Std. später erreichen wir kurz nach 22.00Uhr Gullvik Havsbad – eine recht große Camping-
und Ferienanlage. Die Schlüssel für unsere beiden Hütten liegen im Briefkasten. Beim Beziehen
machen wir die ersten Begegnungen mit den kleinen Mücken, die man erst merkt, wenn sie schon
zugestochen haben. Zum Abendessen werden noch schnell ein paar Bratkartoffeln in die Pfanne
gehauen und dazu die erste Palette Bier geleert. Dann gilt es noch die Eindrücke des ersten
Urlaubstages in Skandinavien zu teilen…

Auch dieser Abend wird wieder lang…..

Tag 4 06.06.2022 Gullvik Havsbad – Muonio 719km
Alle haben gut geschlafen und wollen sich etwas stärken. Steffen hat alles für ein ordentliches Rührei
dabei – frische Eier, Zwiebeln, Schinkenwürfel, Gewürze usw. zaubert er aus seinem Alu-Topcase.
Später auf dieser Reise wird seine 1250-er GS Adventure zum „Foodtruck“ umgetauft….
Heute starten wir kurz vor 10.20Uhr und bei den geplanten über 700km lässt sich schon jetzt
erkennen – es wird spät sein bei unserer Ankunft am Ziel. Aber egal, das Wetter ist gut; sonnig bei
14°C, fahren wir los. Die E4 ist unspektakulär und zieht sich wie Kaugummi. Hinter Umea wird der
Verkehr spürbar geringer und in Töre verlassen wir die Schnellstraße in Richtung Överkalix. Auf der
Landstraße 392 passieren wir bei Lillselet den Polarkreis. Das Lokal und der Laden sind geschlossen
und dem Verfall preisgegeben. Nur ein weißes Schild am Parkplatz weist auf diesen besonderen
Wegpunkt hin. Für uns reicht es, wir machen ein paar Fotos und fahren mit dem Gefühl weiter nun
wirklich im Norden unterwegs zu sein. Wir tanken in Schweden nochmal voll und müssen kurze Zeit
später nochmal halten. Kurzer Schrauberstopp – bei Jones hat sich eine Schraube an der Topcase-
Halterung gelöst. Das Pinkeln am Straßenrand dauert länger, als das Befestigen der Schraube….
Weiter geht`s und wir erreichen den Grenzübergang nach Finland. Ein Foto vor der Brücke über den
Muonio-Alv und dann drüber – der Grenzposten dahinter ist unbesetzt und wirkt sehr verlassen. Es
geht weiter Richtung Norden und wir sehen die ersten Rentiere. Deren Verhalten bleibt uns über die
gesamte Tour hinweg ein Rätsel. Sie schrecken erst spät auf, wenn man fast auf gleicher Höhe ist,
laufen dann in Fahrtrichtung mit um irgendwann die Straße doch noch queren zu wollen….
Ca 10km südöstlich von Muonio in Särkijärvi steht unser Quartier für die nächst Nacht. Ein schönes
finnisches Ferienhaus – sogar mit Sauna. Die interessiert uns heute nicht… Zum Abendessen gibt’s
Nudeln mit Tomatensoße – etwas aufgehübscht mit angedünsteten Zwiebeln und 5 klein
geschnibbelten und angebratenen „dicken Sauerländern“. Nach den 719km des Tages helfen ein paar
Bier, Whisky-Cola und etwas Obstbrand über die „Gesäßschmerzen“ hinweg.

Kalsarikännit ist das Motto des Abends

Tag 5 07.06.2022 Muonio – Skarsvag + Kap 592km
Das Frühstück hat Ecki heute mitgebucht. Es ist recht ordentlich und wir starten frisch gestärkt um
10.30Uhr bei sonnigen 14°C. Während der ersten Pause sucht Stefan in einem Souvenirladen
Finnland-Aufkleber aus. Wie wir später feststellen müssen, sind die Dinge von mehr als fraglicher
Qualität, da sie sich beim ersten Regen lösen und sich nach spätestens zwei Tagen komplett ablösen.
Solange es durch bewaldetes Gebiet geht halten sich die Temperaturen noch in Grenzen, aber auf
den baumlosen Hochebenen weht ein eiskalter scharfer Wind, die Temperatur fällt auf ca. 6°C und
nach und nach ziehen wir unsere Thermosachen unter. Die Grenze zwischen Finnland und Norwegen
überqueren wir am Übergang Valtakunnanraja. Auch dieser Übergang ist unbesetzt und unsere
Berechnungen wer wieviel alkoholische Getränke einführen darf werden hinfällig – wir hatten ja eh
kaum zuviel davon mit….. In Karasjok biegen wir auf die berühmt-berüchtigte E6, fahren über Lakselv
nach Olderfjord um dort nochmal an einer Automaten-Tanke Sprit nachzufassen. Mittlerweile
möppern Jones und Matze immer dann, wenn es an den Tankstellen keine Hotdogs gibt. Ab hier
geht`s auf der E69 weiter gen Norden. Die Straße zieht sich über 100km am Nordmeer entlang und
der scharfe Nordost-Wind zieht durch alle Ritzen und lässt uns „leicht“ frösteln. Gegen 19.30Uhr
erreichen wir das BaseCamp NorthCape, wo wir schnell das große Gepäck abladen und die letzten
15km zum Nordkapp fahren. Die Straße von Skarsvag bis zum Nordkapp windet sin vom
Meeresspiegel hoch auf knapp 300m Höhe und wieder auf quasi 0m wieder runter. Als wir auf der
Straße sind beginnt es zu regnen und der Wind ist scharf und böig. Am Kapp werden jede Menge
Fotos geschossen, die Nordkapphalle besichtig und Aufkleber und Souvenirs gekauft. Obwohl nicht
erlaubt, ist es immer ein großes Ziel sich mit seinem Fahrzeug an der Nordkappkugel fotografieren zu
lassen. Steffen, Ecki und Jones schaffen es sich von Velten fotografieren zu lassen, aber die Damen an
der Rezeption der Nordkapphalle sind so fix draußen und vertreiben uns, dass die anderen Drei es
nicht mehr auf das Gelände an der Kugel schaffen…. Wir entschließen uns das Gelände wieder zu
verlassen und fahren zurück zu unserem Nachtquartier. Da die Hütten so klein und eng sind,
entscheiden wir, dass Kochen und Abendessen in der Gemeinschaftsküche stattfinden. Da nur eine
Grill-Koch-Kombination zur Verfügung steht gibt`s Soljanka mit klein geschnibbelter Dosenbockwurst.
Das große Ziel der Reise ist bereits erreicht und so ist die Stimmung ausgelassen und wir verlassen
die Gemeinschaftsräume frühmorgens als Letzte und in recht lustiger Verfassung.

Tag 6 08.06.2022 Skarsvag – Storslett 428km
Bei der morgendlichen Routenüberprüfung stellen wir fest, dass irgendwo auf der heutigen Etappe
auf der E6 eine Brücke wegen Einsturz gesperrt ist, die Umleitung über Finnland geht und gut 250km
lang ist. Ecki fragt beim Platzwart nach und der prüft das sehr gewissenhaft und umständlich, so dass
über eine Stunde vergeht, bis es Entwarnung gibt – es existiert eine Notbrücke. So könne wir gegen
10.30Uhr starten. In Olderfjord tanken Alle voll, Jones und Matze bekommen ihre Hotdogs und wir
biegen nach 110km auf der Küstenstraße E69 auf die E6 Richtung Süden ab. Waren es am Morgen
noch 8-10°C so fallen die Temperaturen auf den noch komplett schneebedeckten Hochebenen auf
kühle 4-6°C. Trotzdem und auch wegen des geringen Verkehrsaufkommens können wir den
großartigen Ausblick auf die Umgebung und die Natur genießen. So langweilig wie befürchtet fährt
sich die E6 hier oben nicht, denn sie schlängelt sich abwechselt am Meer entlang, durch Täler oder
über die Berge und Hochebenen. Auch heute begegnen uns wieder jede Menge Rentiere, die so
bummelig auf der Straße rumlungern und nur darauf warten uns vor die Mopped`s zu springen –
blöde Viecher. Den Abzweig nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt, ignorieren wir und
am Nachmittag fahren wir ohne Stopp, aber bei sonnigen 14°C durch Alta; wir müssen aber noch
weiter. In Storslett biegen wir ins Reisadal ab – dort soll sich unsere Hütte für die Nacht befinden.
Nach einigem Suchen und auch weil einige Hinweisschilder umgefallen waren, fanden wir die
Bergskoghytta – mitten im Wald, an einem See und mit atemberaubenden Ausblick. Das erste Bier
gibt`s am Grillplatz und wir genießen die Ruhe und den Ausblick. Als es kühler wird, merken wir erst
wie spät es schon ist, denn dunkel wird es schon seit Tagen nicht mehr. Mittlerweile hat sich auch
eine gewisse Routine im Ablauf eingestellt. Steffen kocht, Ecki ist sein Beikoch, das Spül- und
Trocken-Kommando sind Velten, Stefan und Matze. Ach ja, Jones macht manchmal auch was – Tisch
decken oder so…. (Scherz! Die Aufgaben werden von Allen erledigt – ohne Streit) Wenn abends mal
Nudeln übrigbleiben, werden die morgens mit ins Rührei getan – auch lecker…

Tag 7 09.06.2022 Bergskoghytta – Gullesfjord Camping 446km
Nach dem Frühstück mit dem allmorgendlichen Rührei, Marmeladenbrot und Wurst aus dem Glas
(Velten hatte 5 große Gläser bei seinem Lieblingsfleischer in der Eifel mitgenommen) geht es frisch
gestärkt los. Zuerst 25km auf der Fv865 aus dem Reisadal heraus Richtung Storslett, dann 294km auf
der E6 Richtung Süden bis Bjerkvik und dann 127km auf der E10 zum Ziel. Da wir sowohl Tromsö als
auch Narvik nicht anfahren, macht das viermal abbiegen am ganzen Tag. Die Landschaft rechts und
links der Straße ist sehr schön, aber auch immer wieder gleich. Schneebedeckte unbewachsene Berge
auf der einen, Birkenwälder auf der anderen Seite – dazwischen die Fjorde, an denen sich die Straße
entlang windet. Gelegentlich hält unser Foto- und Videobeauftragte Velten an, um einige
Schnappschüsse zu machen. Da eher wenig Verkehr ist, kann er aber immer wieder schnell
aufschließen. Nur selten muss die Gruppe warten – und wenn, dann wird gleich eine kurze Pause
eingelegt. Die wird mittlerweile immer öfter für eine kleine Zwischenmahlzeit genutzt – Käse, Salami
und Schinken werden auf einem der Koffer aufgeschnitten und von Allen genüsslich vertilgt.
Geschätzt werden wohl täglich je 500gr Käse und Salami sowie diverse Stücke Schinken verdrückt.
Höhepunkte der Tage sind mittlerweile auch unsere Einkaufsgänge in den Rema1000 und Extra-
Supermärkten. Matze läuft sofort mit dem Einkaufswagen in die Bierabteilung, Jones versucht die
schmackhaftesten Kartoffelchips und Salzstangen zu finden und Steffen sucht alles für Abendessen
und Frühstück zusammen. Matze hat die Gemeinschaftskasse und so finden sich Alle an der Kasse
wieder zusammen. Die anderen Drei kommen nur mit rein, wenn es draußen regnet, oder die Sonne
zu sehr scheint…. Nach kurzer Zeit haben wir aber den Dreh heraus und unsere bevorzugten
Produkte gefunden – zB. Pokal-Pilsener, Nudeln, Brot, Eier, Schinkenwürfel, Zwiebeln, Paprika-
Salami, den einfachsten Käse in der ein-Kilo-Abpackung usw. Gelegentlich probieren wir auch typisch
einheimische Produkte wie Köttbullar in Tomatensoße aus der Dose oder Fiskekaker (abgepackte
Fischbouletten in der Qualität und Art wie in Deutschland die Minibouletten aus den einschlägigen
Discountern). Vorm Supermarkt geht dann das Schauspiel des Verteilens los – wer kann was
einpacken? Jeder nimmt Etwas und den Rest nimmt Steffen – in seinen Alukoffern ist deutlich mehr
Platz als in den Variokoffern der anderen – in diesen Situationen entstand der Begriff „Foodtruck“….
Heute kommen wir „relativ“ zeitig auf dem Campingplatz in Gullesfjord an- es ist noch nicht mal
20.00Uhr. In unserem Haus ist im Erdgeschoss ein Zimmer mit einem Doppelbett – für Ecki und
Jones, die anderen gehen ins Obergeschoss. Dorthin geht eine Treppe direkt aus dem Wohnzimmer,
ohne weitere Abtrennung und mit fünf Betten. Der Raum oben ist gerade einmal 1.80m unterm First
hoch. So kann lediglich Stefan in der Mitte des Raumes aufrecht stehen. Alle anderen stoßen sich
permanent die Köpfe, was für viel Gelächter sorgt. Zum Abendessen gibt`s mal wieder was mit
Nudeln, danach Bier und zwischendurch ein Schnäpschen – ein guter Tag geht zu Ende.

Tag 8 10.06 2022 Gullesfjord Camping – Camp Saltstraumen-Elvegård 392km
Gullesfjord Camping ist ein sehr schöner Campingplatz. Auf dem Platz ist ein relativ großer
Angelteich, um den Platz herum fließt die Vesterelva – ein Gletscherfluß, der direkt in den
Gullesfjordbotn mündet und alles zusammen liegt in einem Naturreservat.
Aber wir verlassen den Platz in dem Wissen, dass wir heute noch ganz viel mehr Natur sehen werden.
Heute erkunden wir die Lofoten. Wir fahren los und Ecki biegt immer wieder auf kleine Straßen ab.
Wir fahren den Tengelfjord entlang nach Digermulen, sehen den nur 100m breiten Trollfjord, in dem
gelegentlich die Hurtigrutenschiffe einfahren um als Touristenattraktion am Ende eine Wende auf
der Stelle zu machen bei der nur wenige Meter Platz vor und hinter dem Schiff sind. Weiter geht`s
nach Henningsvaer, einem kleinen Ort auf mehreren Inseln. Die Fahrt dorthin überrascht mit viel
Sandstrand direkt neben der Straße. Es sieht eher nach Adria als nach Norwegen aus. Im Ort sieht
man sehr viele Gestelle mit Trockenfisch, einige Cafes habe geöffnet und Reisebusse kippen Ihre
Ladungen an Touristen aus der ganzen Welt in den Ort. Wir schauen uns den Hafen an und genießen
das schöne Wetter. Danach geht`s nach Gimsoya und dort auf den nördlichsten Zipfel nach Hov. Auch
hier sind wieder viele Sandstrände. Der Blick auf`s Thermometer rät aber von einem Bad ab – trotz
Sonnenschein und wolkenlosem Himmel sind es gerade einmal 12°C. Der nächste Halt ist in Nusfjord,
einem wirklich schön gelegenen historischen Fischerdorf, das für touristische Zwecke neu aufgebaut
und erhalten wird. Dann geht es noch zum südlichsten Ort der Lofoten – Å i Lofoten. Der Ort ist heute
sehr überlaufen und der zentrale Parkplatz ist übervoll mit Wohnmobilen. Also halten wir am
Ortschild an und machen dort ein paar Fotos. Dann ist es auch schon Zeit zum Fähranleger zu fahren.
Wir haben die Abendfähre gebucht und diese legt erst um 20.30Uhr ab und erreicht Bodö um
00.30Uhr. Wir werden also sehr spät erst unseren Campingplatz erreichen, aber wir hatten einen
tollen Tag mit Kaiserwetter auf den Lofoten! Auf der Fähre machen wir noch ein paar Fotos von der
immer kleiner werdenden Bergkette. Die Fähre legt dann pünktlich an und wir fahren zum
Campingplatz am Saltstraumen. Der Platzwart wartet noch auf uns und zeigt uns die drei kleinen
Häuschen. Das Standard-Programm: spätes Abendessen mit Bier und Obstbrand muss aber noch
sein, bevor es gegen 02.00Uhr beim Schein der tiefstehenden Sonne ins Bett geht. Ein wirklich
schöner Tag geht zu Ende.

Tag 9 11.06.2022 Saltstraumen – Levang 297km
Zur großen Überraschung startet, der Tag mit Regen und so lassen sich Alle etwas mehr Zeit beim
Duschen und beim Frühstück. Reichten sonst immer zwei Kannen Kaffee, muss Ecki heute eine dritte
Kanne kochen. Aber es hilft nix – packen, Regensachen an und im strömenden Regen losfahren. Da
niemand Lust hat in Regensachen zum Mahlstrom zu laufen, sparen wir uns den Stopp unter der
Saltstraumen-Brücke und fahren direkt weiter. Bei dem Sauwetter wünscht man sich die sonst eher
unbeliebten Tunnel- versprechen sie doch einige Kilometer Fahrt im Trockenen. Die Fv17 fährt sich
recht abwechslungsreich. Die regennassen, fast schwarzen Berge, die hier nur noch gelegentlich mit
Schnee bedeckt sind, darunter die Birken und Kiefern in sattem Grün und die Wiesen und Weiden,
die teilweise bis ans blaue Meer reichen sind schon großartig anzusehen. Als wir aus dem
Svartisentunnel heraus fahren sieht man auf der gegenüberliegenden Seite des Holandfjords den
Svartisengletscher. Der zweitgrößte Gletscher Norwegens soll über 60 Gletscherzungen haben, von
denen wir einige sehen und fotografieren können. Heute nehmen wir insgesamt drei Fähren. Die
erste von Foröy nach Agskardet dauert nur wenige Minuten und legt kurz nach unserer Ankunft ab –
das ist Timing…. Danach sind es nur 30km nach Jektvik, wo die nächste Fähre ablegt. Auf dem Weg
nach Kilboghamn queren wir den Polarkreis südwärts – eine eher unspektakuläre Aktion. Die weiße
Polarkreis-Erdkugel (die am Nordkap ist schwarz) wird trotzdem fotografiert. Nach Nesna zur dritten
Fähre sind es dann über 80km, die wir recht zügig fahren, um die Fähre noch zu erreichen. Die Fähre
von Nesna nach Levang überbrückt die Strecke von 9km Länge in 20 Minuten. Unsere Unterkunft
befindet sich direkt am Fähranleger und ist ein komplett eingerichtetes Wohnhaus mit tollem
Ausblick und es ist so geräumig, dass Alle genug Platz haben, um die nassen Motorradsachen zu
trocknen. Als wir die Vermieterin nach der nächsten Einkaufsmöglichkeit fragen verheißt ihr Blick auf
die Uhr nichts Gutes. In einer halben Stunde schließt der Laden und er ist im 14km entfernten
Leland…. Wir haben ganz vergessen, dass Samstag ist und einige Läden ganz geschlossen haben und
andere früher schließen. Matze und Steffen machen sich auf den Weg und Matze stellt fest, dass die
Einkaufpassage schon geschlossen hat. Beim Wenden stellt sich jedoch heraus, dass der „Bunnpris“
Discount-Markt über den hinteren Eingang separat zu erreichen ist und noch geöffnet hat. Steffen
sucht was für Abendessen und Frühstück, Matze sucht das Bier. An der Kasse holen uns die
norwegischen Gesetze ein – Bier und Alkohol gibt`s am Wochenende nur bis 18.00Uhr – so`n
Sch****. Als die Beiden den Laden verlassen, schließen die Verkäuferinnen direkt hinter ihnen zu…
Nach den Nudeln mit Bolognese-Sauce gibt`s halt Jim Beam wahlweise mit oder ohne Coke, das geht
auch. Dieser Tag war nervig durch den Regen und lehrreich wegen der Einkaufsaktion.

Tag 10 12.06.2022 Levang – Holmset Camping 315km
Nach einem – wieder einmal – reichhaltigen Frühstück starten wir erst gegen 11.00Uhr bei
strahlendem Sonnenschein. Leider hält sich das Wetter nicht und wir müssen bald wieder in die
Regensachen steigen. Nach wenigen Kilometern fahren wir über die Helgelandsbrücke auf die Insel
Alsta. Die Brücke ist über 450m lang und biegt in der Mitte des Fjords fast rechtwinklig auf einen
natürlichen Granitdamm ab, der dann an Land führt. Von hier bis fast über die gesamte Insel hat man
das schneebedeckte und sehr sehenswerte Gebirgsmassiv der sieben Schwestern (Siu Söstre) im
Blick. Die ersten zwei Fähren des Tages folgen kurz nacheinander und bringen uns erst von Tjotta
nach Forvik und dann von Andalsvagen nach Horn. In der Nähe von Brönnoysund stand eigentlich ein
Abstecher auf die Insel Torget auf dem Plan, wo wir zum Torghatten laufen/wandern wollten. Der
Berg Torghatten ist 262m hoch und hat auf 175m Höhe ein 35m hohes, 16m breites und ca. 60m
langes Loch im Felsen, durch das man zur anderen Seite des Berges hindurch laufen kann. Da es
wieder sehr regnerisch ist und wir nicht auf den nassen Felsen den Berg besteigen wollen, lassen wir
den Torghatten aus und sehen ihn nur beim Vorbeifahren aus der Ferne. Die dritte und letzte Fähre
des Tages bringt uns von Vennesund nach Holm und benötigt für die knapp 6km ganze dreißig
Minuten. Auffallend ist, dass nur noch wenige Fähren mit herkömmlichen Dieselmotoren laufen.
Meistens sind es Gas- Elektro- oder Hybridfähren – auch hier oben im Norden denkt man an die
Umwelt…. Wir fahren weiter Richtung Namsos und durch das Namdal unserem Tagesziel entgegen.
Gegen 19.30Uhr erreichen wir Holmset Camping, beziehen unsere Hütten und erkunden den Platz.
Neben offenen Unterständen direkt am Fluss und unüberdachten Sitzgelegenheiten auf dem Platz
gibt es auch eine Grillhütte. Diese wollen wir heute Abend nutzen…. Jones besetzt die Grillhütte und
macht Feuer an, Steffen macht Erbseneintopf warm und Ecki schnibbelt dicke Sauerländer
Würstchen hinein. Der Eintopf ist ganz lecker und Steffen zaubert danach eine Flasche 14-jährigen
schottischen Single Malt aus einem seiner Alukoffer. Da steigen doch Alle von Obstbrand auf Whisky
um. Der Scotch passt zum Ambiente der Grillhütte und so wird der Abend lang und lustig.

Tag 11 13.06.2022 Holmset – Smaoyan Camping 296km
Am Morgen verlassen wir den Campingplatz bei recht schönem Wetter. Wir werden aber nicht
trocken unser Tagesziel erreichen, sondern müssen schon nach wenigen Kilometern wieder einmal
unsere Regenanzüge überziehen. Wir verlassen die Fv17 und biegen auf die Fv720 ab. Dadurch
müssen wir nicht auf die vielbefahrene E6 fahren. Trotz des Regens biegt Ecki sogar noch auf die
lediglich geschotterte Fv202/ Fv203ab. Diese unbefestigte Straße ist landschaftlich recht schön, führt
uns zum Stausee Follavatnet und entlang der Follaelva – einem urigen Gebirgsbach – wieder hinunter
auf Meeresspiegelhöhe und zurück zur Fv720. Das Gebiet Trondelag durchfahren wir bis zur Fähre
von Rorvik nach Flakk. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Trondheim. Die Parkplatzsuche
gestaltet sich schwierig und es dauert etwas, bis wir einen Motorradparkplatz gefunden haben.
Eigentlich sollte die Besichtigung des Nidarosdoms auf dem Plan stehen, aber wegen des
anhaltenden Regens haben wir noch immer unsere Regenklamotten an und damit hat Niemand Lust
durch eine Kirche zu laufen. Auch der Eintrittspreis von ca. 12,–€ gefällt nicht Allen. Velten
marschiert allein los und schießt ein paar Fotos; Ecki, Jones und Stefan gehen Richtung alte
Speicherstadt und Matze und Steffen bleiben kurz vor dem Dom sitzen und gehen dann langsam
wieder zurück zu den Motorrädern. Auf dem Weg aus der Stadt schlägt Ecki mehrere Haken und
immer, wenn der richtige Weg in Sicht ist, biegt er wieder und wieder falsch ab. So verdoppelt sich
unsere Aufenthaltszeit in Trondheim…. Als wir dann den richtigen Weg gefunden haben, geht`s über
Orkanger zum Tagesziel, dem Smaoyan Campingplatz. Da wir wieder einmal sehr spät dran sind,
wartet der Platzwart nur auf uns und nachdem er uns die Schlüssel für die Hütten gegeben hat,
schließt er zu und macht Feierabend. Die Hütten sind ganz ok und dann gibt`s den Standard-Ablauf:
Ankunftsbier, Abendessen, Bier und Schnäpschen – Tag gerettet, der Abend wird lang….

Tag 12 14.06.2022 Smaoyan Camping – Folven Adventure Camping 347km
Kurz nach unserem Start steht die erste Fähre an. Doch als wir den Fähranleger in Halsa erreichen,
biegt Ecki – kurz vorher – ab und beschert uns eine ungewollte Rundfahrt durch den recht
dünnbesiegelten Ort Halsa. Macht aber nichts- wir erreichen den Anleger, bevor die Fähre
ankommt… Während der Überfahrt zieht Steffen sich doch die Regensachen an- alle anderen sind
schon mit Regensachen gestartet. Weiter geht`s nach Kristiansund und von dort weiter auf den
Atlantiksveien – einem eigentlich nur 8km langen Straßenabschnitt zwischen Karvag und Vevang über
die äußeren Schäreninseln. Die Straßenführung und die Brücken sind atemberaubend und
ermöglichen großartige Ausblicke. Irgendwann müssen wir weiter und bleiben auf der Fv64. Nach
Molde nehmen wir wieder einmal eine Fähre. Diesmal von Solsnes nach Afarnes. Wir umfahren den
Romsdalfjord und wechseln auf die FV 63 an deren Verlauf einige Sehenswürdigkeiten auf uns
warten. Als erstes erreichen wir den Trollstigen, wo wir mehrmals anhalten und Fotos machen. Oben
angekommen ist ein Soveniershop, der im Frühjahr, während der Schneeschmelze von einer Lawine
schwer beschädigt wurde. Wir kaufen ein paar Aufkleber für die Motorräder und fahren weiter zum
Gudbrandsjuvet. Hier presst sich der Fluss Valldola direkt an der Straße als Wasserfall lautstark durch
eine enge Klamm. Ecki verpasst die Einfahrt zum Parkplatz und wir fahren ohne Stopp weiter zur
nächsten Fähre, die von Linge nach Eidsdal fährt. Die Straße führt dann durch das Tal, über mehrere
Kilometer hinauf zum Aussichtspunkt der Adlerstraße., wo wir einen kleinen Fotostopp machen und
die tolle Aussicht auf den Geirangerfjord bestaunen. Dann geht`s die 12 Kehren hinunter in`s kleine
Örtchen Geiranger. In diesem von völlig überlaufenen Ort – im Fjord liegt ein großes Kreuzfahrtschiff –
halten wir nicht mal an, weil es von Touristen nur so wimmelt. Die Straße schwingt sich nun in vielen
Kehren und Kurven wieder hinauf bis in schneebedeckte Hochebenen. Da der Eine oder andere zum
Fotografieren anhält verliert sich die Gruppe etwas und während die Ersten an der Mautstation zum
Dalsnibba warten, fahren die Letzten daran vorbei. Dank WhatsApp finden wir uns aber wieder und
fahren dann doch weiter. Das Wetter ist so schlecht, dass man oben auf der Aussichtsplattform
nichts sehen würde und die 15,–€ Maut für die 4,5km sind auch recht happig. Nach ca. 30km
erreichen wir gegen 21.00Uhr den Folven Adventure Campingplatz. Noch während wir die Hütten
beziehen und die Lage auf dem Platz erkunden, äußert Matze den Gedanken, noch „schnell“ über
den Gamle Strynefjellsvegen zu fahren. Da der Hin- und Rückweg aber mehr als 70km lang ist und
ungefähr 1,5 Stunden dauern würde, wälzen wir die Landkarten und ändern die Route für den
nächsten Tag. Zum Abendessen kochen wir Nudeln mit Bolognese-Sauce in der Gemeinschaftsküche,
lernen dabei nette Leute kennen und essen im Gemeinschaftsraum. Nach dem Spülen gibt’s ein Paar
Bier in der Hütte und wir erzählen vom ereignisreichen und erlebnisreichen Tag.

Tag 13 15.06.2022 Folven Adventure Camping – Kinsavik Camping 436km
Nach Duschen (die Duschen funktionieren hier noch mit 10-Kronen-Münzen), Frühstück und packen,
starten wir gegen 10.30Uhr in den Tag. Direkt nach ein paar schönen Kehren biegen wir auf den
„Gamle Strynefjellsvegen“. Die enge Straße schraubt sich vorbei an mehreren Wasserfällen bis auf ca.
1100m hoch zu einem Sommerskigebiet. Dort liegt der Schnee direkt an der Straße noch 2-3m hoch –
echt faszinierend…. Velten macht hier ein paar „follow me“ Aufnahmen mit seiner Drohne von uns –
aber dazu später mehr… Bis zum Skigebiet war die Straße noch asphaltiert, danach folgen 15km
Schotterstrecke. Die kurvige Strecke, teils ohne Randbegrenzung mit einer vollgepackten GS zu
fahren ist abenteuerlich, aber landschaftlich sehr schön… In Grotli endet die Schotterstrecke und wir
biegen auf die Fv15 in Richtung Lom ab. In Lom wird getankt, Hotdogs und Cola vertilgt und die
Holzstabkirche besichtigt. Von hier aus fahren wir mehr als 80km auf der Fv55. Diese Straße führt uns
durch den Jotunheimen Nationalpark und hinauf bis auf 1434m Höhe aufs Sognefjell. Die Passhöhe
ist der höchste Straßenpunkt Nordeuropas… Auch diese Straße ist fahrtechnisch und landschaftlich
beeindruckend. Weil Einige anhalten, um Fotos zu schießen, reißt die Gruppe auseinander und wir
treffen uns am höchsten Punkt der Strecke für weitere Fotos. Weiter geht`s wieder hinab auf
Meereshöhe und in Skjolden biegen wir auf die Fv 5637 ab. Diese Nebenstraße führt durch drei
unbeleuchtete Tunnel entlang des Lustrafjords bis nach Ornes. Hier steht eine fast 900 Jahre alte,
zum Weltkulturerbe gehörende Stabkirche, doch diese interessiert uns heute nicht. Wir haben es auf
die Fähre Ornes – Solvorn abgesehen. Diese kleine Fähre ist wohl einmalig. Müssen wir doch mit den
Motorrädern auf der kleinen Fähre wenden und die PKWs fahren rückwärts drauf. Mit den
Motorrädern ist es schon sehr eng, aber es ist ein Schauspiel, wenn ein Pick-Up mit Anhänger
versucht rückwärts einzuparken… Nachdem wir unsere Motorräder abgestellt haben, werden wir
gebeten, noch etwas mehr zusammen zu rücken, damit noch ein weiteres Fahrzeug auf die Fähre
passt. Insgesamt sind dann der Pick-Up mit Bootsanhänger, unsere sechs Motorräder, zwei PKW´s
und zwei Vans auf der nun proppenvollen Fähre… Einige Kilometer weiter überqueren wir den
Sognefjord mit der Fähre von Mannheller nach Fodnes. Bemerkenswert ist hier, dass man sich bereits
vor Ende des knapp drei Kilometer langen Amlatunnels schon für die Fähre einordnen muss und auf
der anderen Seite direkt in den ca. 6,6km langen Fodnestunnel einfährt. Wenn man aus dem Tunnel
ausfährt, wäre nur wenige Kilometer weiter der Laerdalstunnel – der mit 24,5km längste Tunnel der
Welt. Wir wollen aber die viel schönere Nebenstrecke nehmen und fahren den Weg über das
Aurlandsfjell. Auch diese knapp 50km lange Strecke ist sehr eindrucksvoll. Fast am Ende dieser
Strecke befindet sich der Aussichtspunkt Stegastein, eine Aussichtsplattform mit einem
atemberaubenden Blick auf den Aurlandsfjord. Ecki hat bei der Anfahrt den Parkplatz verpasst und so
standen wir direkt vor dem Eingang auf die Plattform, in einer Kurve und bergab. Dann kam es
natürlich, wie es kommen musste, Eckis Mopped rollte über den Seitenständer und kippte Richtung
Straßenrand. Im letzten Momentkonnte er es daran hindern den steilen Abhang hinabzufallen. Der
Schreck saß tief, aber bis auf ein paar Schrammen am Kotflügel ist nichts passiert. Von hier sind es
noch 120km bis zum Tagesziel, die wir fast problemlos zurücklegten. Fast, weil Ecki sich mit den
Kreisverkehren im 7,5km langen Vallaviktunnel nicht auskannte und die eine oder andere
Ehrenrunde mit uns drehte. Da unsere Ankunft auf dem Campingplatz in Kinsarvik mal wieder zu
später Stunde erfolgte, blieb nur noch unser Standardprogramm: Betten aufteilen, Bier trinken,
Abendessen zubereiten, Bier trinken und dann zu früher Morgenstunde ins Bett….

Tag 14 16.06.2022 Kinsarvik – Preikeistolen Base Camp 259km
Auch heute gibt es unser Standard-Frühstück mit Rührei weichem norwegischem Brot, Wurst aus der
Eifel und Marmelade aus Mecklenburg. Da die Tour heute nur 259km lang ist, lassen wir uns Zeit und
tanken erstmal und erledigen unsere Einkäufe. Dann geht es los und wir fahren entlang des
Hardangerfjords zum Latefoss, den wir nach knapp 55km erreichen. Der Latefoss ist ein 165m hoher
Zwillingswasserfall und deshalb sehr sehenswert. Das findet auch Velten und er startet seine Drohne.
Um den Wasserfall ganz in die Kamera zu bekommen, lässt er die Drohne rückwärts Richtung
Gegenhang fliegen. Einen kurzen Moment passt er nicht auf und die Drohne berührt die Bäume und
stürzt ab…. Große Sch****!!! Die Drohne ist so abgestürzt, dass wir sie nicht sehen können, liegt aber
irgendwo im Gegenhang, nur der Fluss zwischen uns ist reißend und felsig. Ein Durchwaten erscheint
uns unmöglich, Brücken über die Gröndsdalslona sind nicht zu finden und nach etwas mehr als einer
Stunde schreiben wir die Drohne als Verlust ab. Also auf die Moppeds und starten…. fünf von sechs
Motorräder springen an. Nur die F650GS von Jones sagt keinen Ton mehr. Alles rumfummeln und
hin- und her- wackeln hilft nichts, wir müssen systematisch das halbe Mopped zerlegen. Sitzbank
runter, Tankverkleidungen ab, Lampenverkleidung samt Tacho runter usw. Zwischenzeitlich sind wir
die größere Attraktion an diesem Platz. Die Bustouristen schauen uns immer wieder über die
Schulter und belegen uns mit vielen Fragen. Schließlich wird das Zündschloßunterteil als Übeltäter
identifiziert, mit Kabelenden und Isolierband überbrückt und mit Panzertape gegen Regen
abgedichtet. Jones kann jetzt die Zündung mit zwei losen Kabelenden, die er zusammenzwirbeln
muss, ein- und ausschalten, aber wir kommen nach über fünf Stunden auf diesem Parkplatz weiter.
Als wir nur wenige Kilometer weiter eine Kfz-Werkstatt finden halten wir dort auch nochmal an. Ein
polnischer Aushilfs-Norweger sieht sich nach etwas Überredungskunst unser Problem an und crimt
uns dann zwei Steckkontakte auf die losen Kabel und steckt einen Kippschalter dazwischen. Diese
Lösung hält bis nach Hause und wahrscheinlich auch noch länger. Der Monteur wollte kein Geld für
seine schnelle Hilfe, wünschte aber eine Weiterempfehlung: Danke an den Kollegen in der Sauda
Bilverksted AS in N-4200Sauda, Birkelandsvegen 122!!! Die restlichen 140km vergehen recht
abwechslungsreich mit einigen Tunneln, vielen Brücken der Fähre von Nesvik nach Hjelmeland und
einem „Kamikaze-Schaf“. Dieses Schaf stand mitten auf der Straße und als wir vorbeifuhren, sprang
es aus dem Stand direkt über die Beton-Leitplanke in die Tiefe und wurde nicht mehr gesehen. Wir
hoffen heute noch, dass sich dahinter ein Sims oder ähnliches befand und das Schaf die Aktion
schadlos überstanden hat.

Tag 15 17.06.2022 Preikestolen BaseCamp – Suleskard Fjellcenter 120km
Eigentlich wollten wir heute zum Preikestolen wandern, aber nur Velten und Stefan können sich dazu
durchringen und starten gegen 4.45Uhr. Den anderen ist es viel zu früh und schlafen weiter. Gegen
8.00Uhr sind die beiden von ihrer Wanderung zurück und zeigen stolz ihre Fotos. Das Frühstück ist
heute inklusive und so gehen wir in die „Foodhall“ genannte Verpflegungsstelle. Es ist ein modernes
Gebäude, aber die Unmengen an Kindern und Jugendlichen machen einen Radau wie auf dem
Schulhof. Außerdem benehmen sie sich wie siebenköpfige Raupen, denn kaum, dass das Personal
Nachschub wie Brot, Pancakes, Obst oder Eier in die Auslage legt, stürmen diese kleinen Wänster los
und plündern Alles. Egal, wir bekommen genügend für uns ab und werden auch satt… Es fängt an –
wie der Wetterbericht es vorausgesagt hat – zu regnen und so müssen wir vorm Start noch die
Regensachen anziehen. Nach nur 20km haben wir unser erstes Zwischenziel erreicht – den
Fähranleger in Forsand. Von hier wollen wir mit der Fähre durch den Lysebotn fahren und den
Preikestolen von unten sehen. Eigentlich sollte man diese Fähre vorab buchen, was aber irgendwie
nicht ging und so warten wir knapp zwei Stunden in der Hoffnung, doch mitgenommen zu werden.
Aber daraus wird nichts und so müssen wir im strömenden Regen die 100km um den Lysebotn
herumfahren. Heute sind wir schon gegen 16.00Uhr in unserer Unterkunft, einer geräumigen Hütte
in einem Winterskigebiet. Erstmal wird der Kamin befeuert, alle Sachen zum Trocknen ausgebreitet
und Kaffee gekocht, bevor es zum gemütlichen Teil des Abends übergeht – während es draußen
immer noch regnet und langsam dunkel wird.

Tag 16 18.06.2022 Suleskard Fjellcenter – Svarstad, Brufoss Camping 385km
Heute Morgen ist das Wetter deutlich besser, die Sonne scheint und unsere Laune steigt. Wir wollen
heute zum Fähranleger am Lysebotn, wo wir gestern eigentlich nach einer Fährfahrt anlanden
wollten. So starten wir von unserer Skihütte auf einer Höhe von 575m üNN. Der ca. 30km lange
Lyseveien führt hinauf bis auf eine Höhe von 932m um dann in mehr als 30 Serpentinenkurven auf
Meerspiegelhöhe zu enden. Dort angekommen schießen wir ein paar Fotos und machen uns wieder
auf den Rückweg. Als wir den Lyseveien verlassen, haben wir auf der Gesamtstrecke von ca. 60km
mehr als 3400 Höhenmeter hinter uns. Weiter geht es den ganzen Tag – bei wolkenlosem Himmel –
auf kleinen, teils engen Straßen hoch auf die Fjells auf bis zu 960m Höhe und wieder runter an die
weit ins Land reichenden Fjorde. Oben auf den Hochebenen sind es manchmal nur 8°C und unten in
den geschützten Tälern sind es bis zu 20°C – und alles bei ungetrübtem Sonnenschein. Ein
Zwischenziel des Tages ist die aus dem 13.Jahrhuntert stammende größte Stabkirche Norwegens in
Heddal. Leider sind wir – wieder einmal – zu spät dran und der Zutritt bleibt uns verwehrt. Allerdings
sind Öffnungszeiten in der Hochsaison bis 16.00Uhr auch nicht Touristengerecht…. Ein paar Fotos von
außen müssen reichen bevor wir uns auf die letzten 70km bis zum Tagesziel machen. Auch dort sind
wir so spät dran, dass die Rezeption bereits geschlossen hat. Nach einigem umher fragen und
telefonieren, finden wir die Schlüssel für unsere Hütten in einem Umschlag an der Rezeptionstür. Die
Skandinavier haben viele einfache und unkomplizierte Lösungen, die es in Deutschland so nicht
geben würde. Die Hütten sind sehr geräumig und sind gut ausgestattet. Das Abendessen bereiten
Ecki und Steffen auf einer Miniküche mit zwei eher schwachen Kochstellen zu. Zwei Töpfe
Pellkartoffeln, Eine kleine Pfanne mit Schinken-Zwiebel-Stippe und eine große Pfanne für 18
Würstchen. Dazu noch Kräuterquark und dann wird gegessen, bis nichts mehr übrig ist – es ist
schließlich der letzte Abend in Skandinavien. Dann werden die letzten norwegischen Biere vernichtet
und über die wirklich schöne Tour dieses Tages diskutiert.

Tag 17 19.06.2022 Brufoss Camping – Göteborg Fähre 283km
Der letzte Tag in Skandinavien. Die Stimmung ist etwas gedrückt, das letzte Frühstück, das letzte Mal
packen…. Kurz nach 11.00Uhr starten wir, um nach nur 20km zum Tanken anzuhalten, damit wir Alle
bis zur Fähre in Göteborg kommen. Jones schafft es, nur eine Stunde nach dem Frühstück, sich noch
schnell ein Hotdog zu gönnen. Nach weiteren 40km erreichen wir die Fähre von Horten nach Moss,
welche uns über den Oslofjord bringen soll. Wir müssen nicht mal anhalten und kommen noch als
letzte auf die Fähre – läuft! Da wir als Letzte auf die Fähre fuhren, kommen wir in Moss auch hinter
allen anderen Fahrzeugen erst wieder runter. Die ganzen Fahrzeuge von der vollen Fähre und der
normale Verkehr in Moss verstopfen die Straßen völlig. Ecki versucht den Stau zu umfahren und
spendiert uns eine unfreiwillige Stadtrundfahrt…. Irgendwann erreichen wir doch die E6, auf der wir
die 220km nach Göteborg rollen. An der Fähre angekommen müssen wir nicht lange warten und
können einfahren. Das normale Spiel beginnt. Motorräder verzurren, Klamotten zusammenpacken,
Aufgänge suchen und Kabine beziehen. Auf dem Sonnendeck treffen wir uns auf ein kühles Bier
wieder und am Abend haben wir das Buffetessen gebucht – 1,5 Stunden „all you can eat&drink“ und
das bei einem echt leckeren Angebot. Das folgende künstlerische Programm entspricht nicht
unserem Geschmack und so ziehen wir – mit einer Palette Bier aus dem Bord Shop im Gepäck –
wieder Richtung Sonnendeck. Weit nach Mitternacht ziehen wir uns in die Kojen zurück.

Tag 18 20.06.2022 Kiel – Heimat
Morgens ist niemandem nach einem Frühstück und so gönnen wir uns einen Kaffee auf dem
Sonnendeck und beobachten die Einfahrt in die Kieler Förde, das U-Boot U995 in Laboe und die
verschiedenen großen Kreuzfahrer, bis unsere Stena Germanica anlegt. Als wir einige Minuten später
aus dem Schiff fahren regnet es… Wir stoppen kurz unter einer Überdachung und überlegen, ob wir
die Regensachen anziehen oder ob es nur ein kleiner Schauer ist und wir so losfahren können… Hier
verabschiedet sich Steffen, da er von hier über die B404 und die A20 nach Haus fährt. Die anderen
fahren über die A7 durch dem Hamburger Elbtunnel und dann über die A1 Richtung Hagen.
Steffen ist kurz nach 12.00Uhr, nach insgesamt 17 Tagen und 6221km wieder zu Haus, Ecki meldete
gegen 17.00Uhr 6913km nach 18 Tagen, Martin 6957km und Velten war gegen 19.00Uhr in der
heimischen Garage in der Nähe von Bitburg und meldete 7288km in 19 Tagen.

Das ist nun der Bericht über unsere Nordkapptour 2022. Er ist etwas länger und umfangreicher
geworden als geplant, aber es gab ja auch wirklich viel zu sehen, zu erleben und zu erzählen. Wer
ohne Sprit liegengeblieben ist, wer sich lautstark aufregte, wenn mal der Verkehr nicht so lief wie
gewünscht, wer sein Bett abends kaum fand, weil er nachts auf der Toilette eingeschlafen ist, wer
morgens nicht aus dem Bett kam, wer oft schlechte Laune hatte und auf wen wir immer warten
mussten, das wird hier nicht verraten, denn das waren unsere Erlebnisse und sind unsere
Erinnerungen. Wer sowas erleben möchte muss selbst solch eine Tour fahren und seine Erfahrungen
machen. Wir hatten Spaß und wünschen den auch allen, die diesen Bericht lesen und allen, die diese
Tour oder eine ähnliche selbst fahren – egal ob mit dem Motorrad, Auto oder Wohnmobil…

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