Pfingstsonntag, 9.6.2019, 42,2 Kilometer, 15 Biersorten

Pfingstsamstag, 10:40 Uhr, Abfahrt in Hagen. Zwei Stunden später erreichen wir nach 185 Kilometern Fahrt Lüttich, wo wir kurz die Touri-Info und dann die wirklich gute Frittenbude um die Ecke aufsuchen. Nach Einchecken im Hotel Cygne d’Argent mit 30 Min. Wartezeit wegen noch nicht gereinigtem Zimmers sowie Telefonat bezüglich unbedingt benötigter zweiter Bettdecke gehen wir gegen 15 Uhr die 1500 Meter zum Platz des heiligen Lambert und stellen uns 45 Minuten zur Abholung des 75 EUR günstigen Startbeutels mit Shirt, Cap, Startnummerngurts und Bierbecher samt Halteschlinge in die Schlange. Danach stellen wir uns direkt um die Ecke wieder 15 Minuten bei Une Gaufrette Saperlipopette an, um die weltbesten Lütticher Waffeln zu probieren. Zack, 16:40 Uhr. Unser nächster geplanter Stopp, die Schatzkammer der Kathedrale, hat damit leider schon geschlossen. Also weiter zur Brasserie C, dem Aushängeschild der Curtiusbrauerei mit sensationell schönem, mehretagigem Biergarten. Zwischendurch noch eine Rillettes de canard und einen Cassoulet bei Chez Nathalie, danach noch einmal zum lauschigen Samstagabendkonzert zurück in die Brasserie C. Wir müssen zum Start am nächsten Morgen erst um 9:30 Uhr antreten, also alles sehr entspannt. Nachts im Hotel beschriften und fixieren Andi und ich, nicht mehr ganz nüchtern, die Laufshirts mit den Namen unserer persönlichen Helden.

Pfingstsonntag nach dem Frühstück ziehen wir unsere Laufbe- und Verkleidung an und gehen 15 Min., zusammen mit einem kompletten gallischen Dorf, durch die Lütticher Gassen zum Startbereich. Wir reihen uns bei 1800 Startern hinten ein und wandern um 9:33 Uhr über die Linie. Zunächst laufen wir eine 5-km-Schleife durch die Innenstadt und begutachten dabei Sehenswürdigkeiten und lustige Kostüme. Bei Km 2 gibt es ein Croissant oder ein Pain au chocolat als zweites Petit déjeuner. Drei trockene Kilometer folgen, bis uns bei Km 5 das erste Bier erwartet. Statt des gestern hier um die Ecke getrunkenen Curtius [cürsius ] gibt es ein La Corne mit 5,9%. Dann geht es direkt die 374 Stufen des Montagne de Bueren (30% Steigung) hoch. Gelaufen wird nicht. Wir wollen ja nichts auf dem Lütticher Wahrzeichen verschütten! Danach bleiben wir oben in den Hügeln bis uns bei Km 9 ein dazu passendes 9%iges La Redoutable, belgische Schokolade und eine Balkanpopband mit voller Wucht treffen. Vor und nach dem dunklen Elfique Ambrée mit 7% bei Km 13 laufen wir einige Trails, ganz unerwartet tolle Strecke hier. Bei Km 17 wartet mit einem Val-Dieu Blonde das vierte Bier des Morgens stilvoll am S-Bahnhof Gare d’Herstal. Bei Km 20 durchsaufen wir die kleine Brauerei „La Brasserie Belge“ im Stadtteil Coronmeuse und trinken dort ein Belgicus blonde mit 6%. Meuse ist der französische Name der Maas, nicht was ihr denkt. An der geht es jetzt entlang zur Halbmarathonmarke, dem „Boom Box“ Discozelt auf der Ile Monsin. Das B28 Caulier Pale Ale mit 6,8% ist Bier Nr. ach was weiß ich. Wurst. Wurst gibts hier auch. Weiter an der Maas entlang, bei Km 24 vorbei am Grand Curtius Museum, mit Stadtgeschichte zurück bis in prähistorische Zeit, vorbei und ins Viertel Outremeuse („andere Seite der Maas“). Hier sind die Gassen, in denen Kommissar Maigret in „Maigret und der Spion“ von Georges Simenon ermittelt. Simenon wurde 1903 ganz in der Nähe des Place Saint-Lambert geboren. Kultur, lassen wir das. Km 25, Rue Roture, Bier Nr. 7, Sainte Nitouche Triple Blonde mit 9,5%. Km 26, Grain d’Orge Canaille, Bier Nr. 8. Auf einem Boot auf der Maas. Und Salami. Und ganz viele Eddy Merckxe. Ich habe zehn gezählt, waren also fünf. Km 28, Bier Nr. 9, Le Chouff aus Achouffe in den Ardennen. Was ist das für’ne Schlagzahl gerade? Hallo? Die mexikanische Band kann die Töne auch nicht mehr halten. „Una cerveza por favor, una cerveza mi amor!“ Danke für diesen Ohrwurm. Weiter durch den Parc de la Boverie und an der Maas entlang bis zur Mündung des Urtkanals (Canal de l’Ourthe), an der sich bei Km 31 Bier Nr. 10, ein Ginette, mit Blaubeeren im Magen mischen soll. Auf der kleinen Runde auf der Urtinsel gibts im Wald bei Km 33 Lupulus in hell, 8,5%, Bier Nr. 11. Hihi, eine Schnapszahl. Also gleich Nr. 12, Lupulus dunkel, hinterher. Merke: 1. Farbe wirkt sich nicht auf Alkoholgehalt aus. 2. Die botanische Bezeichnung von Hopfen lautet Humulus lupulus L. Dass wir hier am Arsch der Welt sind, beweist der Erhalt des After-Race-Party-Armbands, das nur Nichtabkürzer zum kostenlosen Essen und Trinken übers Ziel hinaus berechtigt. Auf der anderen Seite des Urtkanals gehts nun zurück bis zum VP Port de Plaisance, Km 37, mit einem Bertinchamps Blonde. 6,2%, Nr. 13. Zwischendurch wird Andi an der Strecke immer wieder von einem einzelnen, fanatischen Fellmützen- und Transformers-Fan jubelnd auf französisch mit „Optimüs“ begrüßt. Hat auf französisch diese Wärme, die es nur unter Männern geben kann. Wieder am Kunstmuseum La Boverie vorbei, nach 15 Km rechtsmaasianisch endlich über die lange Fußgängerbrücke „Die Schöne von Lüttich“ zurück auf die linke Seite der Maas, an einer Sambaband vorbei und bei Km 39 Bier Nr. 14, ein Chimay Dorée, vorm modernen Thalisbahnhof von Lüttich, La Gare des Guillemins. Ich find ihn schön. Gut, ich finde mittlerweile die Belgierinnen auch schön. Egal, weiter. 1 km. Stopp. Botanischer Garten, ein Warsage Blonde, 6%, Bier Nr. 15, dazu Boulette à la liégeoise avec frites. Ich eine Pommes und gut is. Andi isst den ganzen Rest. Ich werde alt. Die Jazzband finde ich auch gut. Weiter. Stopp. Km 41. Ich führe die Kanne des Trolls mit dem 7%-Cuvée, Andi lenkt ihn per Foto ab. Bescher 16 wird voll und gleich wieder leer. Wei… Stopp! Km 42, Opernhaus. Ihr wisst schon. 17 (Leopold 7, 6,2%, dazu Lütticher Waffeln). Zum Ziel runter sollen wir rutschen. Albern. Aber ich finds schön, genau wie die Medaille mit eingebautem Flaschenöffner. 18, 19, passe.

Pfingstmontag wache ich geduscht im Hotel auf. Hab irgendwas Verrücktes mit einer Badewanne und einem Duschkopf geträumt. Was ein Absturz. Wir besuchen dank Marathons für einen Euro das Museum Le Grand Curtius und Andi überführt meine Gebeine bis 14:30 Uhr nach Hause. Epilog: In „Hulkohol“ ist gar kein „A“.

Ergebnis:
Pekka Unflath, Platz 151, 4:56:22 h
Andi Sitterli, Platz 153, 4:56:51 h
Split: Laufzeit 4:10 Stunden / Saufzeit 46 Minuten

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