17.02.2019 – 500 Meter unter Tage – 750 Höhenmeter
Ein perfekter Tag und wieder ein außergewöhnliches Erlebnis für vier Läufer des TV Hasperbach, angefangen vom Aufbruch um 4:30 Uhr in Hagen bis zur Rückankunft gegen 21:30 Uhr. Gegen 7:30 Uhr erreichen wir bei Sonnenaufgang nach ca. 300 km Fahrt die Industrieanlagen des ehemaligen Kalibergwerks Merkers in Thüringen, kurz hinter der hessischen Grenze. Nach Abholung von Startnummer und Sportident-Transponder geht es per Seilfahrt im beengten, niedrigen Förderkorb in 90 Sekunden auf 500 m Teufe („Teufe“ = Tiefe von Erdoberfläche und nicht von absoluter Meereshöhe aus). Hier angekommen müssen wir zunächst durch die Wetterschleuse. Direkt dahinter warten die Grubentaxis, offene, gasbetriebene Lkws auf deren Ladefläche unser rasanter, 3,5 km langer Transfer zum Großbunker erfolgt. Der Großbunker oder die große Halle ist das ehemalige unterirdische Salzlager des Bergwerks und heute die tiefstgelegene Konzerthalle der Welt. Der Start erfolgt nach traditioneller Lasershow inkl. Steigerlied um 11 Uhr direkt in der großen Halle.
Es geht auf eine 3,25 km Runde, die beim Marathon 13 Mal durchlaufen wird. Direkt nach Start folgt eine enge Kurve, unmittelbar danach der erste Verpflegungspunkt und die erste, steile Steigung. Nach leicht welligem Profil und ca. der halben Runde folgt der zweite große Anstieg, an dem sich oben der zweite VP befindet. Direkt im Anschluss folgt eine lange, dunkle Gerade, für mich und viele andere aufgrund Monotonie und leichter Steigung das schlimmste Stück der Runde. Am Rundenende läuft man bergab in die hell erleuchtete, große Halle hinab. Beim Start-/Zielbereich-Durchlauf können auf großem Display die eigene Laufzeit sowie die noch zu laufenden Runden abgelesen werden. Nach der dritten Runde habe sogar ich das riesige Display entdeckt. Mit etwas Glück erhascht man auch einen Blick auf die Zeit eines anderen TVH-Läufers. Die Temperatur ist mit 21° C zum Laufen optimal. Es weht eine leichte Brise, das sogenannte Wetter. Die Luft aber ist trocken wie in der Sahara. Der Gesteinsboden ist wellig ausgefräst und löchrig, äußerst hart und teilweise glatt. Auch ohne Stirnlampe lässt es sich gut laufen, obwohl der Veranstalter diese vorschreibt. Der ebenfalls verpflichtende Radhelm („es können sich jederzeit Gesteinsbrocken aus der Stollendecke lösen“) ist beim Laufen ungewohnt. Schnell rinnt der Schweiss unter dem Styropor. Nach wenigen Runden ist man im Rhythmus. Schon nach vier Runden ist die verbliebene Rundenzahl einstellig. Nun belausche ich unfreiwillig zur Kategorie „Sätze, die man beim Marathon nicht hören will“ ein Gespräch zwischen zwei Halbmarathonis, die zeitgleich gestartet sind: „Wieviele Runden haben wir?“ „Vier.“ „Puh! Drei weitere schaffe ich sicher nicht mehr!“. Ok… Ich befehle mir, das Blumenwiese-Mantra-Video aus der Gedankenmediathek einzulegen und Abstand zum Paar in der Negativwolke zu gewinnen. Damit ist schnell Runde 7 und damit über die Hälfte des Wettkampfs bewältigt. Auf den letzten drei Runden wacht man spätestens an den Anstiegen wieder aus der Lauftrance auf. Nachdem klar ist, dass wir alle die Cut-Off-Zeiten für sieben (22,75 km, 2:45 h) und zwölf Runden (39 km, 5:00 h) problemlos unterbieten, darf zur Belohnung nun auch das steilste Stück des Anstiegs gegangen werden.
Nachdem alle erfolgreich im Ziel sind und die schlechteste Gutscheinbrühwurst ever, ever in den davon merklich überraschten Magen transferiert ist, entschließen wir uns, noch mit einem Grubentaxi weitere 8 km bis auf 800 m Teufe hinab und damit auf 28° C hinauf zu fahren. Hier erwartet uns die erst 1980 entdeckte Kristallgrotte, eine wunderschöne, kleine Naturhöhle voll großer, durchsichtiger Salzquaderkristalle mit bis zu 1,20 m Kantenlänge. Gegen 17 Uhr nehmen wir die letzte Seilfahrt über Tage und nutzen gemeinsam mit den verbliebenen Bergleuten die warmen Duschen der Kaue, um uns das viele Salz von der Haut zu spülen.
Ein großes Lob an den Ausrichter und die Mitarbeiter des Bergwerks, die diese Veranstaltung erst so unvergleichlich machen (vor allem an die beiden Wahnsinnigen, auf deren Ladeflächen wir die gemächlichen Fahrten durch die Stollen genießen durften). Auf der Rückfahrt kehren wir abschließend auf eine verdiente Stärkung in die Knallhütte, ein Baunataler Brauhaus, ein und sind uns einig: Der Marathon war unterirdisch, dennoch können wir ihn wärmstens empfehlen.
Ergebnis:
Andi Sitterli, Platz 62, 9. M30, 3:56:01 h
Hans-Jürgen Mücke, Platz 84, 15. M50, 4:08:57 h
Pekka Unflath, Platz 99, 20. M50, 4:18:01 h
Uwe Jürries, Platz 121, 3. M60, 4:30:12 h
Hier vom Start an die Strecke im Video, in dem wir auch in den ersten vier Minuten zu sehen sind:
Deine Anfrage an unsere Abteilung
Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.